Peru - Bolivien - Chile

30. November 2006 - 4. Jänner 2007


1.12.06 Lima, 20 Grad, 85 % Luftfeuchtigkeit, bewölkt
Nach 22 anstrengenden Stunden Anreise sind wir gut gelandet. Das reservierte Taxi hat auf uns am Flughafen gewartet, aber der Taxifahrer hat dann das bestellte Hotel nicht gefunden. Gefahren ist er wie der Teufel, als Gerhard ihn darauf ansprach, hat er uns erklärt, dass es in der Nacht sicherer sei, nicht anzuhalten! Nach einigen Mal fragen bei Sicherheitsleuten, sind wir dann in einer Villengegend doch ans Ziel gekommen. 

 
1.12.06 Lima
Nach einem guten Frühstück ging es zu Fuß nach Miraflores, ein belebtes u. modernes Stadtviertel, das touristische Zentrum Limas. Wir hatten vor, in einem der unzähligen Reisebüros einen Bus hoch in die Anden zu buchen. Es ist uns jedoch nicht geglückt, da alle Agenturen gleich eine ganze Rundreise verkaufen wollten. Deshalb fuhren wir mit dem Taxi direkt zu einem Busunternehmen.
Anschließend besuchten wir Limas berühmtes Goldmuseum. Es ist eines der 2 reichsten in Südamerika. Hier bekommt man eine gute Vorstellung von den Goldschätzen des Inkareiches. Im Obergeschoß befindet sich eine der besten Waffensammlungen der Welt.

Als wir gegen 17,30 h zu unserer Unterkunft kamen, standen wir vor verschlossener Tür. Nach ca. einer halben Stunde warten, hatte eine Nachbarin Erbarmen u. lud uns zu einer Tasse Kaffee ein. Sie gab uns einige wertvolle Tipps über Peru und wie auch die drei Taxifahrer, mit denen wir heute unterwegs waren, ermahnte sie uns zur Vorsicht. Besonders Touristen seien hier sehr gefährdet! Bis jetzt haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. 

 
2.12.06 Huancayo, 3271 m, sonnig, 22 Grad
Um 7 h mußten wir am Busbahnhof sein. Das Einchecken war wie am Flughafen. Das Gepäck wurde gewogen, das Handgepäck durchsucht u. jeder Fahrgast dabei mit einer Videokamera gefilmt. Pünktlich um 7,45 h ging es los. Zuerst durch die Slums von Lima u. dann ständig bergauf. Nach einigen Kilometern lichtete sich der Hochnebel u. gab den Blick auf ein grandioses Panorama frei. Zeitweise ging es entlang der höchst gelegenen Eisenbahnlinie der Welt. Leider ist der Betrieb im Moment eingestellt. Wir passierten einige typische Bergwerkstädte, in denen Silber, Kupfer u. Blei abgebaut wird. Nachdem wir den Anticona Pass mit 4.818 m überquert hatten, ging es durch eine lagunenreiche Landschaft langsam bergab. Immer wieder sahen wir weidende Lamaherden.

Die Bustour war eine richtige Erlebnisreise. Die Busbegleiterin spielte mit den Fahrgästen Bingo. Davor u. danach wurden Filme gespielt, zu Mittag gab es ein warmes Essen wie im Flugzeug, obwohl der Bus keinen Stopp einlegte. Der Fahrer u. der 2. Chauffeur sind durch eine Wand von den Passagieren getrennt, was den Nachteil hat, daß man nach vorne nicht hinaus sieht.

Huancayo mit seinen 280.000 Ew. ist ein bedeutendes Handels- u. Agrarzentrum u. eine quirlige, lebendige Stadt. 

 
3.12.06 Huancayo - Ayacucho, 320 km, 9 Std. Fahrzeit
Die Nacht brachte uns fast keinen Schlaf; es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Und wenn wir gewusst hätten, welch abenteuerliche Busfahrt uns noch bevorsteht, hätten wir gar kein Auge zugemacht.

Zuerst ging es ja noch 1 3/4 Std. auf der zentralen Hochlandstrasse (asphalt.) recht zügig voran. Doch nach Beginn der unasphaltierten Strasse füllte sich der Bus zunehmends. Leider fährt auf dieser Strecke kein Komfortbus (mit WC u. Klimaanlage) sondern ein etwas klappriger, der fast alles was am Wegesrand steht, mitnimmt.

Um 11 h blieb er dann endlich einmal für 30 min. stehen, damit man aufs WC gehen konnte. Bei diesem Stopp aßen fast alle Fahrgäste einen großen Suppentopf, so auch wir, doch den dazu gereichten Fruchtsaft tranken wir schon nicht mehr, da wir ahnten, dass der nächste Stopp erst bei der Endstation um 17,15 h sein würde.

Am Nachmittag wurde die Strecke sehr spektakulär. Links die Felswand u. rechts einige hundert Meter Abgrund entlang des Flusses. Die Piste war gleich breit wie der Bus u. bei einigen Spitzkehren hatten die hinteren Zwillingsreifen zuwenig Platz; manchmal hing einer schon in der Luft. Wir trauten uns schon gar nicht mehr aus dem Fenster raus zu sehen! Bei diesen schwierigen Manövern blieb der Bus immer stehen u. ein Einweiser half ihm bei diesen schwierigen Passagen. Am liebsten wären wir dabei immer ausgestiegen! Sogar bei den Einheimischen, die doch öfter diese Strecke fahren, kam dabei Unruhe auf! Im übrigen waren wir die zwei einzigen Gringos im Bus.

Die letzten 54 km gab es wieder Asphalt u. die Vegetation wurde wieder artenreicher. Zahlreiche Kakteenarten u. Akazien säumten die Strasse.

Ayacucho ist eine typische Kolonial- und Universitätsstadt mit 120.000 Ew. u. 37 sehenswerten Kirchen; sie liegt auf 2.761 m. 

 
4.12.06 Ayacucho - Andahuaylas, 260 km, 11 Std. inkl. 1/2 Std. Pause, leicht bewölkt, sehr warm
Den heutigen Tagesabschnitt legten wir mit einer anderen Buslinie zurück; da die gestrige diese Strecke nicht bedient. Von außen sah der Bus nicht sehr vertrauenserweckend aus. Besonders die aeusseren Zwillingsreifen waren sehr abgefahren u. wiesen große Schnitte auf. Zum Glück war der Bus heute nicht voll u. so konnten wir je nach Landschaft von einer Seite auf die andere wechseln.

Unmittelbar nach der Stadt hörte der Asphalt auf u. es ging gleich einmal 60 km bergauf bis auf eine karge Hochebene, wo wir den 1. Pass mit 4.200 m überquerten. Auf der Passhöhe hielt der Bus kurz an u. der 2. Chauffeur klopfte mit einem Holzhammer die Reifen ab. Was das wohl zu bedeuten hat? Anschließend folgte ein ständiges Auf und Ab bis zum nächsten Pass mit 4.400 m. Kurz danach hatte man auf der rechten Seite eine grandiose Aussicht in einen gewaltigen 2.000 m tiefen Canyon - nichts für schwache Nerven!
Die Piste führte bis auf 2.000 m durch einen kleinen Kakteenwald hinab. Unten ging es durch Orangen-, Mango- u. Papayaplantagen, bevor es über den letzten Pass des Tages mit 4.150 m ging.

Bei Einsetzen der Dunkelheit kamen wir in dem untouristischen Städtchen Andahuaylas (2.900 m, 40.000 Ew.) an.
Beim Ausladen unseres Gepäcks erlebten wir eine Überraschen - es war so staubig, dass wir es fast nicht erkannten! 

 
5.12.06 Andahuaylas - Cuzco, 334 km, 16 Stunden
Pünktlich um 6,30 h ging es wieder auf einer Rumpelpiste weiter. Gleich zu Beginn kroch der Bus einen 4.100 m hohen Pass hinauf. Auf der Passhöhe stiegen einige Indios aus, obwohl weit und breit keine Behausung zu sehen war. Die Felder reichen hier bis auf 4.000 m; was hier oben wohl noch wächst? Zum Glück sah man die tiefen Abgründe nicht immer, da dichte Nebelschwaden unterhalb vorbei zogen. Nachdem wir den nächsten 4.000er passiert hatten, öffnete sich wieder ein grandioses Panorama, an dem auch Bergverwöhnte Tiroler ihre Freude gehabt hätten. Tief unten auf der gegenüberliegenden Talseite sah man schon auf die Distrikthauptstadt Abancay. Sie war nur 20 km Luftlinie entfernt, doch der Bus benötigte noch 2 Stunden bis kurz vor die Stadt.

Nach 137 km kamen wir endlich wieder auf eine Asphaltstrasse. Doch die Freude währte nur kurz. Einige Kilometer vor der Stadt war die Strasse blockiert. Ein LKW voll beladen mit Polizisten, alle schwer bewaffnet mit Stahlhelm u. kugelsicherer Weste fuhren als einzige weiter. Es herrschte große Aufregung u. man erklärte uns, dass die Stadt von Studenten blockiert wird u. es 4 - 5 Stunden dauern kann bis es weitergeht. Die Busse u. Lkws wurden immer mehr. Nach 1 Stunde bestellten wir in einem nahe liegenden Restaurant ein Menü. Kaum wurde die Vorspeise serviert, sprangen alle hektisch auf u. die Busse wurden gestartet. Wir aßen ruhig weiter, da unser Bus zwischen anderen eingekeilt war u. uns deshalb hätte nicht davon fahren können. Nach einigen Minuten legte sich die Aufregung wieder u. es stellte sich heraus, dass es ein Fehlalarm war.
Plötzlich hörten wir in der Ferne Schüsse u. im Radio, das alle Busse eingeschaltet hatten, wurde kurze Zeit später von Toten u. Verletzten berichtet. Nach 6 Stunden ging es dann endlich weiter. Einige Meter weiter musste der Bus schon Zick-Zack fahren, da die Strasse noch teilweise mit großen Steinen, verbrannten Autoreifen, Baumstämmen, usw. blockiert war. Die Einheimischen waren alle auf der Strasse oder sahen aus den Fenstern. In der Stadt fuhren wir über Umwege zum Busbahnhof. Bis auf ca. 10 Leute stiegen alle aus. Der Busfahrer wollte nicht weiterfahren, da er meinte, die Strassen seien noch nicht sicher. Auch Busse anderer Unternehmen saßen hier schon den ganzen Tag fest. Vor dem Terminal sah man noch die Spuren von verbrannten Reifen. Einige Leute überredeten unseren Chauffeur zum Weiterfahren. Schlussendlich fuhren wir dann im Konvoi mit zwei anderen Bussen so schnell es ging. Wir kamen aber nicht weit, denn nach einigen Metern flogen schon die ersten Steine. Ein faustgroßer Stein durchschlug 2 Reihen vor uns eine Scheibe u. die Glassplitter flogen bis zu uns! Zum Glück wurde niemand verletzt - alle bückten sich u. hielten sich ihre Jacken oder Rucksäcke schützend über dem Kopf. Nach einigen 100 m war die Strasse wieder mit brennenden Reifen versperrt. Einer der Busfahrer verhandelte eine gute halbe Stunde mit dem Rädelsführer. Man einigte sich darauf, dass jeder Fahrgast umgerechnet Euro 0,25 bezahlt, um passieren zu können. Passagiere aus dem ersten Bus mussten vor dem Bus herlaufen u. die Strasse von den Hindernissen befreien.

Inzwischen war es dunkel geworden. Nachtfahrten wollten wir grundsätzlich vermeiden; gerade heute lasen wir in der Zeitung, dass ein Autobus gestern Nacht aufgrund des schlechten Straßenzustandes 400 m in die Tiefe gestürzt war u. es 50 Tote gab. Außerdem waren wir heute lt. Reiseführer auf der landschaftlich schönsten Strecke unserer Rundreise unterwegs.

Der Bus musste noch 2 Pässe mit je 4.000 m überqueren u. durch die 2 kaputten Scheiben war es leider sehr kalt im Bus! Um 22,30 h waren wir dann endlich am Ziel u. froh, den Tag unbeschadet überstanden zu haben. Für umgerechnet Euro 7,-- pro Person erlebten wir eine 16-stuendige Adventure-Tour sondergleichen! 

 
6.12.06 Cuzco
Beim Frühstück lasen wir in der Zeitung, daß es gestern bei den Studentenunruhen 3 Tote u. 16 Verletzte gegeben hat.

Den Vormittag verbrachten wir mit dem Buchen diverser Ausflüge, u.a. die 4-tägige Trekkingtour auf dem Inka-Trail nach Machu Picchu. Es gibt eine Vielzahl von Anbietern mit großen Preisunterschieden. In einem Reisebüro lernten wir eine Münchnerin kennen, die ebenfalls die selbe Tour buchen wollte u. gemeinsam konnten wir einen besseren Preis aushandeln.

Am Nachmittag besichtigten wir einige Sehenswürdigkeiten von Cuzco. Die Stadt mit ihren 360.000 Ew. liegt auf 3.430 m u. lt. Reiseführer ist sie aufgrund ihrer historischen Bedeutung die interessanteste Stadt ganz Südamerikas. Sie war einst die Hauptstadt u. das Herz des Inka-Imperiums. Nach Eroberung u. teilweisen Zerstörung im Jahre 1533 durch die Spanier, wurde Cuzco wieder auf den Inka-Grundmauern aufgebaut. Mehrere schwere Erdbeben zerstörten in der Folgezeit die Kolonialbauten; die wuchtigen Grundmauern der Inka-Bauwerke blieben jedoch unversehrt. 

 
7.12.06 Cuzco, 18 Grad, bedeckt
Heute nahmen wir an einer organisierten Tour ins "Valle Sagrado de los Incas" (heiliges Tal der Inka) teil. Das Tal war wegen der Fruchtbarkeit u. des besonders milden Klimas für die Versorgung der Inkas von extrem wichtiger Bedeutung. Dieser Ausflug gehört zum Pflichtprogramm eines Cuzco-Aufenthaltes. Dementsprechend touristisch waren daher die zwei Märkte die wir zuerst besuchten. Den nächsten Stopp machten wir in Pisaq bei den Inka-Ruinen oberhalb der Stadt. Schmale, steile Pfade führen über Terrassenanlagen hinauf zum Ruinenkomplex. Belohnt wird man mit einem eindrucksvollen Blick in das Tal des Rio Vilcanota u. die Berge der Umgebung. Beim Abstieg hatte eine junge Argentinierin auf dem schmalen Pfad einige Probleme; sie kroch teilweise auf allen vieren hinunter u. verursachte einen ziemlichen Stau.

Nach der Mittagspause besuchten wir die Inkafestung auf einem mächtigen Bergsporn, die wie ein Adlerhorst thront. Ein steiler Felspfad führt aufwärts an einem Altarmonolith vorbei u. endet an einer eindrucksvollen Fundamentmauer eines nie vollendeten Tempels. Die Mauer besteht aus 6 glatt geschliffenen bis zu 4 m hohen, tonnenschweren Steinblöcken. Es ist kaum vorstellbar, wie die Baumeister der Inkas diese ohne Benutzung von Flaschenzügen vom Steinbruch auf der anderen Talseite über den steilen Berg hinauf bis hierher transportiert haben.

Der letzte Stopp erfolgte in Chinchero. Der kleine Ort liegt auf 3.760 m und ist ein altes Landwirtschaftszentrum. Das idyllische Dorf mit seiner kleinen Kirche in Lehmziegelbauweise, umgeben von alten Inkamauern hat uns sehr gefallen. Leider war es zum fotografieren schon zu dunkel. Um 19 h waren wir wieder zurück in Cuzco.

Der Ausflug war seine Euro 7,-- auf alle Fälle wert. Genervt haben uns nur die Südamerikaner im Bus. Sie haben anscheinend kein Zeitgefühl u. wir mussten bei jedem Stopp auf sie warten, da sie nie zur vereinbarten Abfahrtszeit zurück waren. 

 
8.12.06 Cuzco, 22 Grad, bewölkt/sonnig
Nach dem tägl. Frühstück am Markt (Papaya- u. Mangofrappe, je 1/2 lt mit Kuchen) besorgten wir uns am Bahnhof die Zugkarten nach Puno.

Anschließend wanderten wir über einen sehr steilen Aufstieg zu den Inkaruinen von Saqsaywaman. Es sind dies die imposantesten u. mächtigsten Ruinen der Umgebung u. lieferten einen Vorgeschmack auf Machu Picchu. Für die ca. 2 km benötigten wir ca. 1 Std., da wir aufgrund der dünnen Luft alle paar Meter anhalten mussten.

Auch in Peru ist heute Feiertag u. so waren mehr Einheimische als Touristen unterwegs. Es boten sich immer wieder, in ihren Trachten gekleidete Frauen u. Kinder mit ihren Lamas, zum Fotografieren an. Bei den Ruinen waren dann wir das Fotomotiv. Eine ganze Schulklasse war unterwegs u. alle wollten sich einzeln mit uns fotografieren lassen. Es hat eine Weile gedauert, bis alle Kinder durch waren. Ein Stück des Weges gingen wir dann mit der Schulklasse u. dadurch trauten wir uns auch durch einen schmalen, niedrigen u. stockdunklen Tunnel, den die Inkas als Friedhof benutzt hatten.

Nach dem Abstieg in die Stadt beendeten wir unseren am 1. Tag begonnenen Stadtrundgang mit der Besichtigung der wichtigsten Kirchen. In der riesigen u. sehenswerten Kathedrale mit ihren 10 prunkvollen mit Silber u. Gold verzierten Seitenaltären entdeckten wir ein riesiges Gemälde, das das letzte Abendmahl darstellt. Und was haben Jesus u. die 12 Apostel am Tisch? Gebratenes Meerschweinchen!!!
Obwohl man für die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in u. um Cuzco ein so genanntes "Boleto Touristico" um Euro 17,-- benötigt, muss man bei den Kirchen noch extra Euro 4,-- Eintritt bezahlen.

Wir besichtigten auch die berühmteste Mauer von Cuzco. Sie gilt als eine der schönsten Beispiele der Kunst der fugenlosen Verblockung riesiger Steinblöcke, die mit ihrer Verzahnung u. Verbolzung keinen Mörtel benötigen. Der Paradestein hat 12 Ecken u. wurde exakt passgenau in das Mauerwerk eingefügt.

Und nun gehen wir zum Briefing für unsere morgen beginnende 4-tägige Wanderung am Inka Trail nach Machu Picchu. Wir melden uns daher erst wieder Dienstag oder Mittwoch 

 
9.12.06 Cuzco - Wayllabamba, 3.000 m, ca. 12 km zu Fuß, sonnig
Zwischen 6 u. 6,30 h sollten wir vom Hotel abgeholt werden. Da die Uhren hier anders gehen, war es schließlich 6,50 h. Der Bus fuhr kreuz u. quer durch die Stadt u. holte noch die restl. Teilnehmer ab. Insgesamt waren wir 25 Personen.
Nach 3 stuendige Busfahrt, die letzte Stunde auf unbefestigter Strasse, kamen wir am Trailhead 82 an. Nachdem wir auf 2 Gruppen aufgeteilt waren, unsere bestand aus 16 Personen, u. wir noch unsere Schlafmatten verstaut hatten, ging es endlich los.
Nach der Registrierung am Eingang zum Nationalpark Machu Picchu überquerten wir den Urubamba-Fluß. Der Trail folgte nun 1 Stunde dem Urubambatal. Nach 5 km kamen wir an die Ruinen von Llactapata. Nach einer kurzen geschichtl. Erklärung durch unseren Führer ging es noch 1 Std. hügelig weiter bis zu unserer Mittagspause. Die Träger waren uns schon weit voraus geeilt u. das Essenszelt stand bereits. Im NP darf nichts deponiert, sondern muss alles immer mitgeschleppt werden. Es gab ein 3-gängiges Menü u. zum Abschluss Coca-Tee. Der Guide erklärte uns, dass aus Coca-Blättern nicht nur Suchtgift hergestellt wird, sondern es dient auch der heimischen Bevölkerung als wichtiges Heilmittel bei Magen- u. Kopfschmerzen. Außerdem ist es für uns wichtig, in den nächsten Tagen zur Leistungssteigerung Coca-Blätter zu kauen. Da ich, Christine, plötzlich Zahnschmerzen bekam, probierte ich es sofort aus u. der Zahn war nach 1/4 Std. tatsächlich betäubt u. die Schmerzen weg.

Frisch gestärkt ging es nach kurzer Zeit weiter. Wir kamen an einem abgelegenen Haus vorbei u. erhielten als Kostprobe Chicha, ein säuerliches Maisbier. Die Frauen kauen den Mais, spucken ihn dann in ein Gefäß wo es durch den Speichel zur Gärung kommt u. fertig ist Chicha. So hat es auch geschmeckt!

Wir überquerten den Cusichaca u. folgten seinem Tal bis Wayllabamba. Das Dorf liegt auf 2.800 m u. ist die letzte Siedlung entlang des Trails. Am Dorfrand, mit tollem Blick auf die schneebedeckte "Veronika" standen bereits unsere Zelte. Zur Begrüßung gab es Coca-Tee u. frisches Popcorn. Nach dem wohlschmeckenden Abendessen (Gemüsesuppe, Forelle mit Reis u. Pommes) u. dem Briefung für den nächsten Tag verkrochen wir uns bereits um 20 h in das Zelt. 

 
10.12.06 Wayllabamba - Pacasmayo, 3.600 m, 12 km, meiste Zeit Nieselregen, ziemlich kalt
Um 5 h wurden wir mit heißem Coca-Tee geweckt. Zum Schlafen hatten wir bereits unsere Thermo-Schiunterwäsche an, doch zum Glück war es nicht allzu kalt, obwohl bei meinem ausgeborgten Schlafsack der Reißverschluss kaputt war. Nach einem ausgiebigen Fruehstueck (Palatschinken, Haferschleim, Trinkjoghurt, Obstsalat, Brot, Marmelade, Tee, Kaffee, Kakao) stellte sich die ganze Gruppe inkl. der Guides, Träger u. Koch vor. In unserer Gruppe sind 5 Deutsche, 3 Argentinier, mit uns 3 Österreicher, 2 Engländer, 1 Brasilianer, 1 Irländerin u. 1 Spanier, davon sind 8 Frauen.

Heute stand uns die schwerste Etappe des Trails bevor. Gleich nach dem Start stieg es steil an. Nach 15 Min. gab es bei einem Kontrollposten einen kurzen Halt. Der Grossteil der Gruppe stopfte sich hier schon die Wangen mit Coca-Blättern voll. Danach ging fast jeder sein eigenes Tempo. Unsere Taktik, ganz langsam u. gleichmaessig zu gehen, war genau die richtige. Es galt, den mit 4.218 m höchsten Pass des Trails zu überqueren. Je höher wir kamen fiel das Atmen immer schwerer. Schließlich trugen wir das notwendigste Gepäck (mit Schlafsack u. Unterlage gut 10 kg) selbst. Von unserer Gruppe hatten 2 Argentinierinnen 2 Träger für das Gepäck angeheuert, was ihnen aber auch nichts nützte. Sie kamen jeden Tag als letzte ans Ziel. Die letzten 500 m vor dem Pass wurden durch die hohen Stufen besonders schwer. Wir bewegten uns im Schneckentempo vorwärts u. die Träger mit ihren Gummisandalen u. 30 kg Ausrüstung am Rücken joggten an uns vorbei.
Nach 3 harten Stunden hatten wir endlich die Passhöhe erreicht. Es war sehr kalt u. es wehte ein eisiger Wind. Da wir ganz durchgeschwitzt waren gingen wir gleich weiter. Zum Glück hatte es in der Zwischenzeit zum Regnen aufgehört, doch leider hatte man aufgrund des Nebels keine Sicht. Auch der Abstieg hatte es mächtig in sich. Über 1 1/2 Std. ging es über steile Felsstufen hinab ins Pacaymayo Tal. Die geliehenen Trekkingstöcke waren uns dabei sehr hilfreich! Als wir ankamen waren bereits die Zelte aufgebaut u. der junge Österreicher (21 Jahre) u. der Spanier waren bereits hier. Wir kamen zusammen mit Birgit aus München an. Kaum wir ins Zelt gekrochen, begann es zu regnen u. wir waren froh, dass wir es im trockenen noch geschafft haben. Die nächsten kamen 1 1/4 Std. nach uns. Mit dem Mittagessen mussten wir noch 2 1/2 Std. warten bis die letzten (die 2 Argentinierinnen ohne Gepäck) ankamen.

Zum Duschen gab es nur eiskaltes Wasser aus dem vorbei fließenden Bach, doch gelegentlich muss man sich auch waschen.

Nach der Jause (Popcorn, Kekse u. Coca-Tee) blieb die ganze Gruppe im Ess-Zelt sitzen u. erzählte Reiseabenteuer von der ganzen Welt. Da merkten wir, wie viel es noch zu entdecken gibt. Plötzlich gab es einen Riesenaufschrei Aufschrei, denn aus der Seitenwand des Kochzeltes schoss eine große Stichflamme. Die Gaskartusche der Beleuchtung war undicht u. der Koch kickte die brennende Lampe ins Freie. Zum Glück wurde niemand verletzt.

Nach dem sensationellen Abendessen gingen wir müde schlafen (20 Uhr!). 

 
11.12.06 Pacaymayo - Winaywayna, 2.700 m, 16 km
Das Aufstehen um 5 h fiel uns nicht schwer. Es war eine eiskalte Nacht; im Zelt hatten wir 7 Grad u. die Schlafsäcke, die bis minus 5 Grad geeignet sein sollten, waren ihr Geld nicht wert. Auch die laut rauschenden Bäche links u. rechts vom Zeltplatz ließen uns nur wenig Schlaf. Zum Glück hatte der Regen in der Nacht aufgehört.

Um 7 h starteten wir die längste Etappe unseres Trails. Gleich zu Beginn ging es über steile Stufen den Abra Runkurahay Pass (3.970 m) hoch. Gerhard lief voraus u. kam noch einmal zurück u. trug dann meinen Rucksack hoch. Ich hatte mir dadurch eine 1/2 Std. Schlepperei erspart. Danach ging es zum Teil über halsbrecherische Felsstufen hinunter zur Inkafestung Szyacmarka. Der Zugang zur Anlage erfolgt über eine schmale, fast senkrecht ansteigende Felstreppe, die nach der Besichtigung auch wieder hinunter geklettert werden mußte. Es ging dann wieder leicht steigend bergauf durch einen wunderschönen mit Farnen bewachsenen Bergurwald. An der Laguna Seca (3.500 m) die leider ausgetrocknet war, waren schon die Essenzelte aller Gruppen, die am Trail unterwegs waren, aufgestellt.

Nach einem ausgiebigen Mittagsbuffet ging es gleich wieder über einen 3.600 m hohen Paß. Kurz hinter dem Pass kamen wir an den Ruinen von Phuyupatamarka vorbei. Die Vegetation hatte sich nun grundlegend geändert. Anstelle von Gras- u. Buschlandschaft war nun wieder ein dichter, bis an die Gipfel der umliegenden Berge reichender Regenwald, getreten. Der lange Abstieg nach Winaywayna (2.700 m) wurde noch einmal eine Strapaze für die Gelenke. Kurz nach 16 h erreichten wir das Camp. Hier gab es neben einem Restaurant zum ersten Mal nach 3 Tagen eine heiße Dusche. Nach dem Abschiedsabendessen verabschiedeten sich der Koch u. die 15 Träger, da sie am nächsten Morgen nach dem Fruehstueck schon wieder zurück nach Cuszco mussten. 

 
12.12.06 Winywyna - Machu Picchu - Cuzco, 6 km zu Fuß
Um 4 h war bereits Tagwache. Wir wollten vor allen anderen Gruppen am letzten Kontrollpunkt, der um 5,30 h öffnet, sein, um den besten Platz am "Sonnentor" hoch oben über Machu Picchu zu ergattern. Inzwischen wurde es schon hell u. als wir am Gate ankamen standen schon um die 100 Leute davor.
Als wir nach ca. 20 Min. Warten durch die Kontrolle waren, stürmte Gerhard mit dem anderen Österreicher u. dem Spanier los, um mit den ersten oben zu sein.
Der Weg ist so schmal, dass man nur an einigen Stellen überholen kann. Oben angekommen waren wir alle sehr entäuscht, denn außer Nebel war nichts zu sehen. Auch gab es auf den Aussichtsterrassen Platz für einige hundert Leute u. wir hätten gar nicht so hetzen müssen. Nach kurzer Zeit fing es auch noch zu regnen an u. von Machu Picchu war weit u. breit nichts zu sehen. So stiegen wir eine knappe Stunde bis zum Haupteingang ab, um dort unsere Rucksäcke zu deponieren. Nach einer weiteren Stunde hörte es zu regnen auf u. aus dem Nebel tauchten immer mehr Ruinen auf. Einige Zeit später war der Nebel ganz verschwunden u. erst jetzt zeigte sich die ganze Pracht der Anlage.

Nach einer kurzen Erklärung des Führers verabschiedete sich Gerhard mit 2 anderen aus der Gruppe, um auf den, die Anlage überragenden Waynapicchu, zu klettern. Der Aufstieg beginnt im Norden der Ruinenanlage. Dort steht eine kleine Hütte wo man sich registrieren lassen muss. Der Aufstieg sieht auf den ersten Blick schwieriger aus als er wirklich ist. Nur sollte man schwindelfrei sein, da der Weg teilweise sehr steil u. schmal ist u. es schon einige Abstürze gegeben hat. Vom Gipfel des Felssporns, der von den Inkas als Beobachtungsturm genutzt wurde, sah man hinunter auf die Ruinenanlage, hinauf auf das gegenüberliegende Sonnentor u. unten im Tal schlängelt sich der Urubambafluß vorbei. Am Gipfel ging es auf einer Leiter in eine kleine Höhle hinab u. kurze Zeit später auf allen Vieren durch einen sehr engen Tunnel. Etwas "Beleibtere" bleiben hier sicher stecken! Danach kam noch eine steile, schmale Treppe, die man nur auf allen Vieren u. verkehrt hinunter steigen konnte. Nach 1 1/2 Std. waren sie wieder unten u. trafen durch Zufall auf unsere Gruppe, die in der Zwischenzeit mit dem Guide eine interessante Führung durch die Anlage gemacht hatte. Gerhard war noch immer nicht müde u. lief noch einmal zum Sonnentor hoch. Wo in der Früh noch mehr als 100 Wanderer standen u. durch den Nebel nichts sahen, war er jetzt mit dem Lama ganz allein.

Am frühen Nachmittag fuhren wir mit dem Bus über viele Serpentinen hinunter nach Aguas Calientes, wo wir uns beim Mittagessen in einem Restaurant von unseren Guides verabschiedeten. Um 16,20 h ging es mit dem Touristenzug (die Einheimischen fuhren mit einem anderen in dem keine Touristen mitfahren dürfen) in einer 2 stündigen. Fahrt bis kurz nach Ollantytambo wo der Zug auf freiem Feld anhielt u. wir in die wartenden Busse umstiegen. 2 Stunden später kamen wir in Cuszco an. Ich hatte in der Zwischenzeit so starke Zahnschmerzen bekommen, dass nicht einmal die in die Wange eingelegten Cocablätter mehr halfen. 

 
13.12.06 Cuzco - Puno, 10 Std. Zug, sonnig u. warm, 3.830 m
Durch die Einnahme eines starken Schmerzmittels waren meine Zahnschmerzen zum Glück weg.
Nach 4 Tagen wieder einmal in einem richtigen Bett zu schlafen tat uns sehr gut. Wir haben aber beide einen Muskelkater wie nie zuvor im Leben!!!!

Nach dem Frühstück am Markt mußten wir um 7,30 h am Bahnhof sein. Der Zug fuhr pünktlich um 8 h ab. Obwohl wir nur die billige Backpacker-Klasse gebucht hatten, waren wir angenehm überrascht. Zwischen den gepolsterten Sitzbänken waren Tische mit weißen Tischtüchern. Auch die Toiletten waren sauber u. wurden regelmäßig gereinigt. Unterhalten wurden wir während der 10 stündigen Fahrt von einer 3 köpfigen Musikgruppe mit peruanischer Musik.

Durch wunderschöne abwechslungsreiche Landschaft ging es über La Raya (4.338 m) dem höchsten Punkt der Bahnfahrt. Für nicht ausreichend Höhenangepasste führt der Zug eine Sauerstoffflasche mit. Wir durften auf der Passhöhe kurz aussteigen. Einige Verkaufsstände mit Produkten aus Alpakawolle waren aufgebaut. Wir deckten uns mit Verpflegung ein u. schon ging es weiter.

Das Landschaftsbild veränderte sich allmählich; es wurde steppenartig u. es waren große Lamaherden zu sehen. In der Stadt Juliaca fuhr der Zug im Schneckentempo mitten durch den Markt. Die Waren waren bis unter die Waggons aufgelegt.

Beim Verlassen des Bahnhofs in Puno wurden wir von unzähligen Hotelkeilern erwartet. Beim Abendessen probierten wir Alpaka (Lamaart) u. tranken das peruan. Nationalgetränk Pisco Sour; ein Traubenschnaps gemixt mit Limettensaft, Zuckermelasse, frischem Eiweiß u. einigen Tropfen Angostura - ein teuflisch süffiges Getränk! 

 
14.12.06 Puno, sonnig, 25 Grad
Gleich nach dem Aufstehen gingen wir hinunter zur Bootsanlegestelle am Titicacasee, den mit 3.810 m höchst gelegenen, schiffbaren See der Erde. Er ist 13 x größer als der Bodensee, 195 km lang, 65 km breit u. bis 304 m tief u. erreicht eine Hoechsttemperatur von 10 - 12 Grad.

Wir kauften uns ein Ticket für ein so genanntes See-Colectivo; das sind Gemeinschaftsboote der Inselbewohner. Wir wollten zur 35 km entfernten Isla Taquile. Als genügend Fahrgäste beisammen waren ging es endlich los. Unterwegs hielten wir bei den Nachfahren der Uru an. Sie leben auf schwimmenden Schilfinseln. Auch ihre Häuser u. ihre Boote sind aus Schilf. Das Gehen auf der Insel war sehr weich u. angenehm. Nach 30 min. bei den ausgesprochen freundlichen Bewohnern ging es weiter bis wir nach 3 Std. Taquile erreichten. Die Insel ist 5 km lang u. 1 km breit. Nach der Ankunft im kleinen Hafen mussten wir 536 steile Stufen bis zum "Bogen der Freundschaft", dem Eingangstor des Dorfes, hinaufsteigen. Die Insel ist für ihre strickenden Männer bekannt. Sie tragen alle Zipfelmützen u. an den Farben kann man erkennen ob sie ledig oder verheiratet sind. Gerhard machte eine 1 1/2 stündige Wanderung um den Nordteil der Insel. Ich war vom Inka-Trail noch nicht richtig erholt u. ließ mir in der Zwischenzeit lieber eine leckere Forelle schmecken.

Die Inselbewohner sind sehr freundlich u. lassen sich bereitwillig fotografieren. Bei der Hin- u. Rückfahrt haben die Einheimischen aus ihren umgebundenen gestrickten Taschen Coca-Blätter entnommen u. gegenseitig ausgetauscht (warum auch immer?) u. sich dann eine Handvoll in den Mund gestopft. Auch uns haben sie diesen Snack angeboten. Die Blätter schmecken wie Tabak u. die freigesetzten Stoffe sorgen für ein Sättigungsgefühl.

Zurück in Puno haben wir bei einem Chinesen Abend gegessen. Das hervorragende Menü um ungerechnet Euro 1,50 war so viel, dass man es alleine gar nicht aufessen konnte. 

 
15.12.06 Puno - Copacabana - Bolivien, 3813 m
Am Vorabend hatten wir uns die Bustickets nach La Paz (Bolivien) mit Zwischenstopp in Copacabana gekauft. Die Dame im Busbüro- erzählte uns ganz stolz, dass der Bus sowohl eine Damen- als auch eine Herrentoilette besitzt. Doch bevor es losging forderte der Chauffeur uns auf, die Toiletten im Busterminal aufzusuchen, da die im Bus versperrt sind. Es handelte sich um einen fast nagelneuen Komfortbus u. er war wohl zu bequem die Toiletten zu reinigen.

Um 7,30 h fuhren wir ab u. nach 2 Std. hatten wir die Grenze zu Bolivien erreicht. Alle mussten aus dem Bus aussteigen u. im Immigrationsbüro- den Ausreisestempel holen. Zu Fuß gingen wir dann weiter zum bolivianischen Büro- u. erhielten den Einreisestempel. Nach 8 km hatten wir die kleine Stadt Copacabana am Titicacasee, 20.000 Ew., ein Wallfahrtsort u. auch Namensgeber für den berühmten Strand in Rio de Janeiro (leider, denn da wäre es jetzt wärmer) erreicht. Vor der Stadt wurde der Bus angehalten u. jeder Passagier musste 1 Bolivianos, umgerechnet Euro 0,11 bezahlen.

Bei der Auswahl unseres Nachtquartiers machte Gerhard einen gravierenden Fehler. Da er immer darauf achtet, dass es eine möglichst harte Matratze gibt, kam das erste Hotel nicht in Frage. Doch was er dann aussuchte unterlag jeglicher Kritik! Die Nacht werde ich wohl ohne Dusche u. in meinem eigenen dünnen Schlafsack verbringen u. hoffen, dass sie rasch zu Ende geht. Ich hoffe nur, dass die künftigen Unterkünfte in Bolivien besser werden!

Gerhard unternahm am Nachmittag alleine einen Bootsausflug zur Sonneninsel. Laut Reiseführer gibt es nicht viel zu sehen u. daher fuhr ich nicht mit. Wir besorgten das Ticket einmal ausnahmsweise in einer Reiseagentur, doch das gebuchte Boot fuhr heute leider nicht. Auch andere Passagiere hatten das Boot gebucht u. es gab heftige Diskussionen. Schließlich fuhr ein Ersatzboot mit 1/2 stuendige Verspätung. Statt der versprochenen Stunde zur Besichtigung des Inkabrunnens u. des Dorfes, das über hunderte steile Inkastufen zu erreichen ist, blieben gerade noch 25 Minuten. Beinahe hätte Gerhard auch noch das Retourboot (er musste mit einem anderen zurück fahren) versäumt. Wahrscheinlich hat er die Uhrzeit falsch verstanden - ich sage schon lange er soll endlich spanisch lernen! Zu seinem Glück hat man ihn winkend u. pfeifend die Treppe hinunter stürmen gesehen u. das Boot hat noch einmal umgedreht. Es gab dann noch einen 10-minütigen Stopp bei einer Inkaruine. Von 25 Passagieren stieg lediglich Gerhard u. ein kleiner Junge aus. Am Rückweg gab es ein heftiges Gewitter u. bei der Ankunft war in ganz Copacabana Stromausfall.

Am Abend, kurz vor dem 3. Gewitter des Tages fanden wir ein Restaurant mit einem wunderschönen Ambiente u. schlugen uns in vorweihnachtlicher Stimmung (direkt neben einem blinkenden Christbaum) den Bauch voll. 
 
16.12.06, Copacabana - La Paz, 20 Grad, sonnig
Trotz der 16 Grad im Zimmer haben wir sehr gut geschlafen, aber nur, weil wir uns aus dem Nebenzimmer mit zusätzlichen Decken versorgt hatten. Fast die ganze Nacht hat es geregnet. Als wir um 9 h aufstanden schien bereits wieder die Sonne.

Wir besichtigten die "Basilica Virgen de la Candelaria", wo 3 Hochzeiten hintereinander stattfanden. Vor der Kirche wurden gleichzeitig einige Autos geweiht. Es war eine interessante Zeremonie. Die Autos wurden mit Rosenblättern oder Konfetti bestreut u. mit Bier oder Sekt übergossen. Der Priester ging mit dem Weihrauch um jedes Auto.

Gerhard quälte mich so lange, bis ich mit ihm den schweißtreibenden Aufstieg auf den Kalvarienberg (4.000 m) mit seinen 14 Kreuzstationen mitmachte. Oben wurde man aber mit einem fantastischen Blick über den Titicacasee belohnt. Es gab viele Verkaufsstände, wo Miniaturausgaben von Häusern, Autos u. bündelweise Geldscheinen (Euro u. Dollarnoten) verkauft wurden. Diese konnte man in Nischen verbrennen, damit man das nächste Leben im Wohlstand verbringen kann. Auch beobachteten wir einen Schamanen, der mit Bier eine Familie bespritzte u. ihnen den Bierschaum auf die Hände klatschte u. dabei immer etwas murmelte. Eine interessante Darbietung die schwer zu beschreiben ist.

Um 13,30 h fuhren wir weiter nach La Paz. Leider nicht mit dem Komfortbus vom Vortag, sondern mit einem kleineren bolivianischen, wo das Gepäck am Dach verstaut wurde. Am Ende der Halbinsel mussten alle aus dem Bus aussteigen. Mit kleinen Booten wurden die Passagiere zum Festland transportiert. Dies war eine wackelige Angelegenheit, da durch den Wind ein hoher Wellengang herrschte. Jedes Fahrzeug wurde einzeln mit kaum seetüchtigen Kähnen zum Festland gebracht. Zeitweise hatte unser Bus eine derartige Schräglage, dass man glaubte, dass der Kahn nun kentert.

Kurz nach 17 h kamen wir nach La Paz, die größte Stadt Boliviens mit 1,3 Mio. Ew. Sie ist eine der höchst gelegenen Großstädte der Welt; der höchste Punkt der Stadt ist 4.100 m u. der niedrigste 3.100 m. Aufgrund der dünnen Luft benötigen hier die Flugzeuge eine 5 km lange Startbahn.

Unser Bus fuhr gleich in die Altstadt u. das Verkehrs u. Menschengewirr war gigantisch. Für die Hotelsuche benötigten wir eine Stunde. Die ersten zwei aus unserem Reiseführer gab es nicht mehr. Auch sind hier die Zimmer doppelt so teuer, wie bisher auf unserer Reise u. so grausam, dass man nicht darin wohnen möchte. Als wir dann endlich ein Zimmer hatten, wollten wir uns noch wegen Ausflüge erkundigen u. kamen durch Zufall in das Büro- eines Schweizers. Im Grunde wollte er uns gar nichts verkaufen, sondern zeigte uns Fotos u. erzählte uns 1 Stunde wissenswertes über Bolivien. 

 
17.12.06 La Paz - Oruro - Uyuni, 230 km Autobus, 325 km Zug, sonnig, 23 Grad
Im Gegensatz zu Peru sind in Bolivien am Sonntag die meisten Geschäfte geschlossen. Auch der Bahnhof bei dem wir das kombinierte Bus- Zugticket kaufen wollten existiert nicht mehr; also mussten wir zum Busbahnhof gehen. Mindestens 10 Buslinien bedienen zeitgleich die Strecke. Wir sahen uns vorher die Busse an, bevor wir uns für eine Buslinie entschieden. Die 230 km nach Oruro kosteten pro Person Euro 2,60, in einem Panoramabus. Unterwegs bei den Mautstellen stiegen immer wieder Verkäufer ein, die Essen, Eis, Zeitungen usw. verkauften u. nach 30 - 40 km wieder ausstiegen. Die Strasse ist eine der wenigen asphaltierten in Bolivien u. so waren wir in 3 Std. in Oruro.

Obwohl der einzige Zug des Tages erst um 19 h abfuhr, warteten zu Mittag bereits jede Menge Leute. Um 15 h öffnete der Fahrkartenschalter u. mit etwas Geschick schafften wir es relativ weit vorne in die Warteschlange. Eine 1/2 Std. später hatten wir nicht nur Riesenhunger sondern auch unsere Fahrkarten. Nachdem wir uns gestärkt hatten machten wir einen Stadtrundgang. Gerhard schleppte mich rund 5 km kreuz u. quer. Dabei kamen wir an einem bolivian. Christkindlmarkt vorbei. Die Kinder ließen sich mit dem Weihnachtsmann auf dem Rentierschlitten fotografieren. Statt Punsch gibt es hier frisch gepresste Fruchtsäfte u. statt Weihnachtsdekoration wird Kinderspielzeug verkauf. Auf dem Markt deckten wir uns mit Verpflegung für die Zugsfahrt ein (Schweinsbratensemmerln mit Zwiebel u. Tomaten). Die Zugfahrt war sehr angenehm u. der Waggon äußerst gepflegt. Sogar der Boden wurde nach 2 - 3 Std. aufgewischt. Im Bordfernsehen sahen wir 2 Videos bis wir die Liegesitze zurückklappten um ein wenig zu schlafen. Pünktlich um 2,20 h trafen wir in Uyuni ein. Am Bahnhof warteten 2 Tourenveranstalter u. einige Hotelvermittler. Wir fuhren mit einem Veranstalter mit u. handelten einen guten Preis aus. Die meisten Traveller buchen die 3-tägige Salar-Tour schon in La Paz (USD 80,--) wir bekamen dieselbe Tour um USD 60,-- inkl. der 1. Nacht gratis im Hostal.

Wir sind nun 3 Tage in der Natur ohne Strom u. Internet unterwegs, also macht Euch keine Sorgen es geht uns gut! 

 
18.12.06 Uyuni - Sala de Uyuni, sehr heiß, ca. 28 - 30 Grad
Um 10,30 h sollte unsere Tour starten, doch die Abfahrt verzögerte sich um eine halbe Stunde. Nachdem alles am Dach des Jeeps verstaut war fuhren wir noch das Gepäck vom Fahrer abholen, dann zu einer Werkstatt um die Reifen aufzupumpen u. nochmals zurück zur Agentur. Wir sollten noch einen Spanier mitnehmen, obwohl wir bereits 6 Leute plus Fahrer im Auto waren. Wir alle, 1 holländisches Pärchen, 1 Pärchen - sie aus Kalifornien, er aus Schweden, weigerten uns noch einen Fahrgast mitzunehmen. Nach endlosen Diskussionen erbarmten wir uns u. nahmen ihn schließlich bis zur Mittagspause mit. Wie sich während der Fahrt heraus stellte hatte er um einiges mehr als alle anderen bezahlt u. keiner wollte ihn mitnehmen! Bereits in der Stadt begann die Rumpelpiste. Die Stadt ist stark verschmutzt u. es sieht aus wie auf einer Müllhalde, wie eigentlich ganz Bolivien bis jetzt.

Nach 10 km machten wir den 1. Stopp am Rande des Salzsees. Er ist 160 km lang, 135 km breit u. der größte Salzsee der Welt; er befindet sich auf über 3.000 m. Die Salzkruste differiert zwischen 2 u. 7 Meter. Den Grossteil des Jahres ist der See ausgetrocknet u. kann problemlos mit dem Jeep befahren werden. Nur während der Regenzeit, die eigentlich schon Anfang Dezember beginnen sollte, weicht die Salzkruste auf u. die Fahrzeuge könnten einbrechen. Im Salzmuseum wurde uns erklärt, dass das Salz händisch von vermummten Arbeitern abgebaut wird. Die in den Randbereichen noch schmutzig braune Farbe des Salzsee ging schnell in ein reines Weiß über, sodass man unbedingt eine Sonnenbrille zum Schutz der Augen benötigt. Nach einigen Kilometern kamen wir zu einem Salzabbaugebiet, wo das Salz bereits für den Abtransport vorbereitet war. Einige Zeit später erreichten wir das "Hotel de Sal", das komplett aus Salzblöcken gebaut ist. Lediglich das Dach ist mit Gras gedeckt u. ein 6 Volt Windrad sorgt für Strom. Auch die Einrichtung, Tische, Stühle, Betten, usw. bestehen komplett aus Salz.
Auf der Weiterfahrt schlief der Fahrer gelegentlich ein u. Gerhard der vorne saß, griff ihm ab und zu ins Lenkrad. Es wundert uns nicht, dass sich hier immer wieder Fahrer verirren, da man wie auf einem weißen Schneefeld ohne Anhaltspunkte in der Ferne dahinfährt. Nach 80 km erreichten wir die einsam, mitten im Salzsee liegende Insel "Pescado". Der höchste Punkt der Insel liegt 100 m höher als der Salar u. bietet eine schöne Rundumsicht. Auf ihr wachsen unzählige, bis zu 10 m hohe u. sehr alte Kakteen (ca. 1.200 Jahre). Während wir die Insel besichtigte, bereitete unser Fahrer das Mittagessen vor. Es gab Lama-Steak mit Quinoa (eine fast vergessene Getreideart, die so ähnlich aussieht wie Reis u. auch schon von den Inkas angebaut wurde) mit Tomaten u. Gurken. Da alle Veranstalter dieselbe Tour fahren, waren außer uns noch weitere ca. 20 Jeeps da. Wir sahen, dass alle auf ihren mitgebrachten Gaskochern dasselbe Menü zubereiteten. Nach der Mittagspause ging es weiter durch die endlose Monotonie des Salar. Irgendwann hielt der Fahrer einmal an, stieg wortlos aus dem Wagen u. ging in Fahrtrichtung weiter. Auch ein weiterer Jeep war in der Zwischenzeit angekommen u. alle Insassen liefen hinter dem Fahrer her. Wie sich herausstellte, prüften die Fahrer den Untergrund, da der Salzsee in diesem Bereich sehr brüchig war. Der 3. Jeep der ankam u. weiterfuhr, blieb auch prompt stecken. Das erste angefahrene Salzhotel war leider schon belegt u. so fuhren wir weiter zum nächsten, auf einer Anhöhe, am Rande des Salzsees gelegen. Auch dieses besteht komplett aus Salzblöcken. Der gesamte Boden ist lose aus groben Salzkörnern. Die Betten bestehen aus Salzblöcken mit Strohmatratzen darauf u. zusätzlich noch einer normalen. Es gibt 3 große Räume mit je 6 Betten u. 2 Doppelzimmer u. 1 Aufenthaltsraum. Unsere Gruppe kam als erste an und wir verteilten uns auf die 2 DZ u. 2 Betten im 6-Bettzimmer. Als die nächste Gruppe ankam begann die Streiterei. 4 junge Israelis, die wesentlich mehr bezahlt u. denen man 1 DZ versprochen hatte (Fotos von einem schönen Hotel gezeigt hatte) mußten nun mit uns beiden im Mehrbettzimmer nächtigen. Wie sie erzählten wurden sie während ihrer Reise durch Südamerika schon öfters über den Tisch gezogen. In dieser Hinsicht hatten wir bisher großes Glück.
Nachdem wir bereits mit der Jause (Keks, Tee, Kaffee) fertig waren, kam 1 1/2 Std. nach uns die 3. Gruppe, die solange im Salz stecken geblieben war.
2 deutsche Mädchen zeigten uns auf ihrer Kamera das Foto, wie mit riesigen Pfosten das Auto hoch gehebelt wurde. Das Foto war faszinierend: rotes Auto auf weißem Salzsee mit blauem Himmel.
Nachdem alle ein Bett gefunden u. sich beruhigt hatten, wurde rasch Freundschaft geschlossen. 18 Gleichgesinnte aus verschiedenen Nationen erzählten ihre Abenteuer u. Erlebnisse. Die meisten sind mind. 1/2 Jahr unterwegs u. gerade mal 20 Jahre alt; wir fragten uns, wie sie sich das leisten können. Wir kamen zum Schluss, dass unsere Reisezeit viel zu kurz bemessen ist u. wir daher einen richtigen Stress haben!
Um 20,45 h gab es endlich Abendessen (Gemüsesuppe, gebr. Hähnchen mit Reis). Um 21,30 h wurde der Strom abgedreht. Der Schwede packte seine 1 Liter Rumflasche aus u. bei Kerzenlicht fingen einige zum Kartenspielen an; wir gingen zu Bett.

 
19.12.06, sonnig, heiß
Obwohl das Bett weich u. angenehm warm war, habe ich im Salzhotel nicht besonders gut geschlafen; im Gegensatz zu Gerhard. Um 6 h war Tagwache, 6,30 h Frühstück (im Gegensatz zum Inkatrail etwas mickrig), 7 h Abfahrt. Nach kurzer Zeit waren wir auf über 4.000 m u. hatten die endlose Weite des südbolivianischen Altiplano erreicht. Zwischendurch fuhren wir durch zwei verschlafene, staubige Dörfer, die Häuser mit Lehm verputzt, die genauso gut in Afrika stehen könnten. Der Fahrer, der gleichzeitig auch Guide u. Koch ist, fuhr wie der Teufel. Alleine wäre es unmöglich, sich hier zurecht zu finden, denn es gibt zeitweise keine Wege u. die Fahrspuren verlaufen kreuz u. quer. Allmählich wurde der Straßenzustand immer abenteuerlicher u. teilweise beherrschte unser Toyota Landcruiser den Fahrer u. nicht umgekehrt! Ganz geheuer war uns nicht als wir eine Bahntrasse (über den aufgeschütteten Bahndamm) überquerten, wo es gar keine Übergang gab.

Wir fuhren am aktiven Vulkan Ollague(5.865 m) vorbei, der zur Hälfte bereits zu Chile gehört. Auf seiner Südseite stieg eine Rauchfahne auf. Die atemberaubende Landschaft zog uns unweigerlich in ihren Bann. Immer wieder sahen wir große Lama- u. Alpakaherden sowie Vicunas. Zu Mittag erreichten wir die Lagune Canapa, die erste von fünf auf den Weg zur Lagune Colorada. Sie sind mit ihrem Vogelreichtum u. ihrer Farbenpracht ein weiteres Highlight der Tour. Das Wasser funkelt je nach Mineralgehalt in den unterschiedlichsten Farbtönen. In jeder dieser Lagunen leben unzählige Flamingos. Diese sind die größten ihrer Art u. wesentlich farbintensiver als die uns bekannten. Mittlerweile waren wir auf 4.500 m in der wüstenartigen "Pampa Siloli" gekommen u. durch den starken Wind drang der Staub durch jede Ritze unseres Autos.
An einer Felsformation, wo Vizcachas (Andenkaninchen, verwandt mit den Chinchillas) leben, hielten wir kurz an. Trotz intensiver Suche waren keine zu sehen.
Der nächste Stopp war am "versteinerten Baum". Ein stark erodierter Felsen in Form eines Baumes, der sich aus der Eintönigkeit der Pampa abhob.
Der Höhepunkt des heutigen Tages war die "Laguna Colorada". Das intensive Rot des Wassers (die Farbe kommt von kupferhaltigen Mineralien) wird durch die weißen Borax-Inseln noch verstärkt, die wie kleine Eisberge aus dem Wasser ragen. Der Uferbereich war mit einem ockerfarbenen Moosteppich überzogen; zusammen mit dem blauen Himmel eine tolle Farbenpalette.
Unser Nachtlager an der Lagune glich einer Baracke. Es gibt 2 Räume mit je 7 wild zusammen geschweißten Betten sowie ein Doppelzimmer mit einem Stockbett, das diesmal wir bezogen. Duschen gibt es hier überhaupt keine, nur 2 Toiletten mit durchsichtigem Plastikvorhang u. das für 18 Leute. 

 
20.12.06, sonnig, sehr heiß
Am Vorabend war der Dieselgenerator von 19 - 21,30 h in Betrieb, danach gab es nicht einmal Kerzen. Im Aufenthaltsraum wurde ein kleiner Ofen geheizt, da wir uns auf 4.280 m befanden u. ein eiskalter Wind wehte. Es war eine sternenklare Nacht u. so viele Sterne am Himmel, wie wir es vorher noch nie gesehen haben.

Ausgemacht war 4 h wecken, 4,30 h Abfahrt, doch es kam ganz anders. Als unsere Gruppe abfahrtsbereit im Auto saß bemerkten sie, dass man uns nicht geweckt hatte. Wir mussten im Stockdunkeln, nur im Schein unserer Taschenlampe in Windeseile alles zusammen packen. Als dann endlich das gesamte Gepäck am Dach verstaut war, mussten wir noch einmal 10 Min. auf Gerhard warten, da er zum 3. Mal in diesem Urlaub Durchfall hat.

Nach kurzer Fahrt (25 km) erreichten wir auf 4.850 m, den Geysir "Sol de Manana". Gerhard musste gezwungenermaßen gleich hinter dem nächsten Felsen verschwinden u. hatte furchtbare Magenkrämpfe.
Das Gebiet ist übersät mit unzähligen kochenden Lavaschlammloechern. Überall gluckert u. brodelt es u. der größte Geysir stößt in kurzen Abständen 10 m hohe Dampfsäulen empor.
Der Sonnenaufgang war ein außergewöhnliches Naturschauspiel; die umliegenden Berge erstrahlten in einem intensiven Ockergelb.
Um 7,30 h erreichten wir die "Thermas de Chalvin" an der Laguna Salada. Es hatte 2 Grad u. das Wasser am Rande der Lagune war gefroren. In einem Pool nur 2 m daneben stieg der Wasserdampf auf. Wir konnten uns zuerst nicht vorstellen, auf ca. 4.800 m baden zu gehen. Das wäre im Vergleich zu Europa, als wenn man am höchsten Berg der Alpen, dem Mont Blanc, in die Badewanne steigen würde. Als wir es uns noch überlegten saß unser Schwede schon mit der Rumflasche im Wasser. Schließlich zogen wir uns doch aus u. stiegen zu den anderen ins angenehme 35 Grad heiße Wasser. Die Kulisse rundherum war traumhaft; die Berge von der Sonne erleuchtet u. einige Meter von uns entfernt stolzierten die Flamingos umher. In der Zwischenzeit bereitete unser Fahrer das Fruehstueck vor.
Anschließend ging es weiter entlang der chilenischen Grenze bis zur "Laguna Verde". Leider waren wir zu früh da und konnten nicht miterleben wie sich das kristallklare Wasser der Lagune durch die Sonneinstrahlung in Verbindung mit dem hohen Blei-, Kalzium- u. Schwefelgehalt um die Mittagszeit in smaragdgrün färbt.
Danach folgte der härteste Teil unserer 3-Tagestour. In einer endlosen holprigen Fahrt zurück nach Uyuni mussten wir in der letzten Reihe unseres Jeeps jede Menge Staub schlucken. Zwischendurch mussten wir noch ein paar Mal wegen Gerhard anhalten, bis er schließlich von der Amerikanerin Imodium u. Tabletten gegen die Magenkrämpfe erhielt. Sie hatte am Vortag dasselbe Problem u. bekam die Medikamente von einem Franzosen. Kurz vor Erreichen von Uyuni ging auch noch der Treibstoff aus, doch gab es zum Glück noch einen vollen Kanister am Dach. Auf dem Weg zum Hostal buchten wir noch die Weiterfahrt nach Potosi. 

 
21.12.06, Uyuni - Potosi, 4.065 m, 215 km, sonnig, heiss
Die Busfahrt nach Potosi war wieder ein richtiges Erlebnis. Am Vorabend bekamen wir gerade noch die letzten Plätze, doch bei der Abfahrt um 10 h war er überbelegt. Nicht nur das Gepäck, das auf dem Dach keinen Platz mehr hatte wurde in den Gang gestellt, auch 10 Fahrgäste hatten einen 6 Stunden Stehplatz. Hinter uns saß eine Frau mit einem Kleinkind sowie einem ca. 8-jährigen Kind u. hatte nur die Karte für einen Platz. Der Mann daneben regte sich zuerst auf, doch schlussendlich saß die Kleine dann auf seinem Schoß. Im Bus hat es fürchterlich gestunken; Fenster konnte man keines öffnen, da die gesamte Strecke nicht aspaltiert war u. es bei den geschlossenen Fenstern bereits herein staubte. Doch die kontrastreiche Landschaft, zuerst wüstenartige Steppe mit riesigen Lamaherden, dann eine Hochebene mit losem Sand u. zahlreichen Flussdurchquerungen entschädigten uns. Nach einem 4.100 m hohen Pass ging es durch eine schöne Wildwestlandschaft mit meterhohen Kakteen bis wir um 16 h Potosi erreichten.
Die Stadt ist die höchst gelegene Großstadt der Welt u. hat 162.500 Ew. Sie wird überragt vom 4.829 m hohen Bergkegel "Cerro Rico". Bis heute wurden 47.000 t Silber aus dem Berg geholt u. daher ist er durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Bis zum 18. Jhd. haben hier schon 8 Mio Menschen im Stollen oder durch Quecksilbervergiftung (das als Scheidemittel eingesetzt wurde) bei der unmenschlichen Arbeit ihr Leben verloren.
Das historische Zentrum mit ihren Kolonialbauten wurde zum Teil renoviert u. von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Für uns ist es die erste saubere u. gepflegte Stadt Boliviens.
Am Busbahnhof wurden wir von einem Hostalbesitzer angesprochen. Er zeigte uns das Prospekt seiner Unterkunft u. da es sehr ansprechend aussah fuhren wir mit ihm mit. Das Zimmer war nett u. sauber u. hat sogar Kabel-TV u. das um umgerechnet Euro 6,-- für 2 Personen. Für morgen buchten wir eine Minentour u. schlenderten (das heißt bei Gerhard im Laufschritt, außerdem geht es bergauf u. bergab) durch die Altstadt. Zum Abschluß aßen wir noch in einem Touristenlokal mit nettem Ambiente ein 4-gängiges Menü (Palatschinken mit Käsefüllung, Gemüsesuppe mit Quinoa, gegrilltes Lama mit Reis, Bananenkuchen) fuer Euro 2,50 pro Person. Hoffentlich hat es Gerhard schon vertragen, denn heute hat das Imodium noch gewirkt! 

 
22.12.06, Potosi - Sucre, 170 km - 3 1/2 Std. Busfahrt, sonnig, heiß
Bereits um 8,30 h begann unsere Minentour. Mit dem Bus fuhren wir zum Ausrüstungsdepot, wo wir Jacke, Hose, Helm, Licht u. Gummistiefel erhielten. Vor allem der Helm sollte sich in den nächsten Stunden noch mehrfach bewähren. Anschließend ging es zum "Mercado de Mineros". Hier gibt es alles was einen Mineroherz höher schlagen läßt; Schaufeln, Handschuhe, Zigaretten, Getränke u. natürlich Coca-Blätter. In offenen Kisten steht das Dynamit herum, das übrigens jedes Kind ohne Ausweis oder Registrierung kaufen kann! Zum Probieren gab es noch 96 %igen Alkohol, den die Mineros angeblich trinken, aber wir rochen nur daran. Wir kauften uns Atemschutzmasken sowie einen Sack Coca-Blätter u. einige aus unserer Gruppe kauften Dynamit u. Zündschnur.
Weiter ging es zu einer Aufbereitungsanlage wo uns erklärt wurde, wie das Gestein aus den Minen in verschiedenen Arbeitsgängen zerkleinert, zermahlen u. mit verschiedenen Chemikalien u. Wasser versetzt wird. Nach der Trennung bleibt dann ein silber- oder zinkhältiger Schlamm über, der dann getrocknet u. exportiert wird.
Anschließend fuhren wir mit dem Bus hoch zum "Cerro Ricco" (reicher Berg). Nach 1/2 Std. standen wir vor dem Mineneingang. Armdicke Luftschläuche führen in den Schacht, jedoch nicht etwa zur Belüftung der stickigen Stollen, sondern einzig u. allein für die Versorgung der Presslufthämmer.
Im Gänsemarsch ging es in den Stollen. Unsere Gruppe bestand aus 2 Deutschen, 2 Franzosen, uns beiden sowie einem Führer mit Assistenten.
Da in der gesamten Mine gearbeitet wird, mussten wir bereits nach einigen Metern in eine Nische springen, um nicht von einem vollbeladenen Waggon überrollt zu werden. Bis zum Erreichen des Museums konnten wir noch relativ aufrecht gehen. Danach wurde es immer enger u. vor allem niedriger; die Schachthöhe betrug nur mehr max. 1 Meter! Am Hosenboden rutschten wir hinunter in das 2. Level. Dort sahen wir einige Zeit den Arbeitern zu, wie sie mit einer Seilwinde das schwere Gestein vom 3. Level hoch beförderten u. in eine Rutsche zum Abtransport schütteten.
Um in das 3. Level zu gelangen mussten wir auf allen Vieren durch einen noch engeren Schacht kriechen. Die letzten 10 m bestanden dann aus einer ca. 1 m breiten u. steilen Holzrinne, wo wir uns mit den Füßen rechts u. links verkeilen u. langsam abrutschen mussten. Von hier gingen wir bis zum Ende eines Schienenstranges, wo Arbeiter mit Schaufeln das Gestein in Körbe füllten, die dann in das 2. Level hochgezogen wurden. Auch wir wurden zum Mithelfen animiert u. stellten fest, wie anstrengend diese Arbeit ist.
Im Stollen hat es 35 Grad u. aufgrund der giftigen Gase nehmen die Arbeiter in ihrer 8 - 10 Stunden Schicht keine Nahrung zu sich. Sie stopfen sich, wie schon ihre Vorfahren vor 400 Jahren, ihre Backen mit Coca-Blättern voll u. trinken zuckerhältige Limonade.
Der Stollen hat insgesamt 7 Levels u. wir waren froh, dass wir nach dem 3. Level wieder umdrehen durften. Auch der Rückweg war sehr anstrengend, da wir die engen Schächte wieder hochkriechen mussten. Nach 3 heißen u. anstrengenden Stunden konnten wir endlich frische Luft atmen. Den Abschluss bildete eine Sprengdemonstration im Freien. Die Explosion einer Dynamitstange ist doch um einiges heftiger als unsere Silvesterknaller.
Erst auf der anschließenden Busfahrt (alles asphaltiert!) nach Sucre las ich die Verzichtserklärung, die wir beim Buchen der Tour unterschreiben mussten. Darin stand u.a. dass bei Schachteinstürzen derzeit die meisten Minenarbeiter ums Leben kommen u. der Veranstalter jede Haftung ablehnt. Es wäre in Europa unvorstellbar, eine so desolate Mine, in der noch gearbeitet wird, als Tourist zu besuchen.

 
23.12.06, Sucre, 2.790 m, ca. 25 Grad
Sucre ist die Hauptstadt Boliviens mit ca. 225.000 Ew. Es herrscht hier das ganze Jahr ein angenehm mildes Klima, daher ist die Stadt mit ihrer kolonialen Bausubstanz ein beliebtes Reiseziel mit historischer Atmosphäre für Bolivianer. Sie zählt seit 1992 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Stadt ist äußerst gepflegt u. der Verkehr ist zivilisiert. Für uns ist sie die schönste Stadt Boliviens. Es gibt hier jedoch extrem viele Obdachlose u. Bettler, was bei einer 50 %igen Arbeitslosenrate in Bolivien nicht verwundert.
Am Vormittag gab es wieder Sightseeing (von einer Kirche in die andere). In der Fußgängerzone herrschte vorweihnachtliches Treiben. Zwischendurch legten wir eine Pause in einem schattigen Park ein, da es uns in der Sonne schon zu heiß wurde.
Den Nachmittag verbrachten wir gemütlich mit Shopping, Essen u. Internet, bevor wir kurz vor 18 h den Nachtbus nach La Paz bestiegen. Richtig bequeme, breite Sitze, die man zum Schlafen wie ein Bett umklappen kann, langer Fußstütze, wie im Flugzeug in der Business Class u. über jeden Sitz eine Decke sowie eine Bordtoilette. Doch die Freude war nach 5 Min. vorbei - wir saßen im falschen Bus. Unser Bus hatte zwar auch Liegesitze, jedoch nicht so breit u. bequem, doch leider keine Toilette. Und diese Tatsache sollte mir wenig später zum Verhängnis werden. Anscheinend war der bessere Bus von der selben Firma schon ausgebucht, denn er wurde uns gar nicht angeboten!
Nach 3 1/2 Std. (21,30 h) stoppte der Bus direkt neben dem Busbahnhof in Potosi. Ich nützte die Gelegenheit um eine Toilette aufzusuchen. Bereits beim Aussteigen wiesen mir einige Männer den Weg. Gerhard überquerte zunächst noch mit mir die Strasse, doch dann einigten wir uns, dass er beim Bus bleibt, damit er nicht ohne uns abfährt. Es waren viele Passanten auf der Strasse u. ich fragte noch einmal wo es die Toiletten gibt. Ein Mann wies mir den Weg in die Seitengasse. Kaum war ich 10 m in der Gasse standen plötzlich 2 Männer um mich herum, der eine gab sich als Polizist aus, nannte die Busgesellschaft mit der wir fuhren u. forderte mich auf, mich auszuweisen. Er sprach von einer Drogenkontrolle (Marihuana) u. fragte mich, ob ich chil. Geld bei mir hätte u. als ich verneinte, forderte er mich auf, meinen umgeschnallten Geldbeutel vorzuzeigen. Nachdem er alles durchsucht hatte u. ich ihn dabei ganz genau beobachtete, gab er mir alles wieder zurück. In der Zwischenzeit wollte der Bus bereits weiterfahren, doch Gerhard konnte es noch verhindern. Gerhard lief dann noch herum um mich zu suchen. Er hatte schon Panik, weil er ahnte, dass etwas nicht stimmt, da ich schon so lange weg war. Erst im Bus als ich das Geld nachzählte, merkte ich, dass Euro 150,-- fehlten u. nur mehr die kleinen Geldscheine da waren. Obwohl ich vorher im Reiseführer las, dass man sich vor falschen Polizisten in Acht nehmen muss, habe ich in der Situation Panik gehabt u. nicht um Hilfe gerufen. Wenn ich jedoch an die 2 Österreicher denke, die im Frühjahr in Bolivien von falschen Polizisten ermordet wurden, bin ich noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.

 
24.12.06 La Paz
Heute lasen wir im Internet über die vielen Übergriffe auf Touristen in Bolivien. Es stand, dass Bolivien neben Kolumbien, wegen ihrer Armut, eines der gefährlichsten Länder Südamerikas ist. Vor allem über die Stadt Potosi lasen wir viel Negatives. Die meisten Überfallenen trugen auch Verletzungen davon - so gesehen, hatte ich noch großes Glück!
Unser Bus kam mit 1-stündiger Verspätung in La Paz an. Das Hotel, das wir ausgesucht hatten war leider ausgebucht - aber 100 m weiter fanden wir ein passables Zimmer.
Bei der Stadtbesichtigung trafen wir die 4 Deutschen mit denen wir am Inka-Trail waren. Wir besichtigten von außen das Gefängnis San Pedro, das mit einer Vollzugsanstalt in Europa nichts zu tun hat. Es ist einen ganzen Häuserblock groß u. die Gefangenen können sich darin frei bewegen. Wachpersonal gibt es nur am Eingang, sonst sind die Gefangenen sich selbst überlassen. Marktfrauen können darin ihre Waren anbieten u. Familienangehörige leben oft freiwillig darin. Als wir durch den Eingang sahen herrschte im Hof ein fürchterliches Gedränge. Die Gefangenen hielten uns durch die Gitterstäbe selbst gebastelte Waren zum Kauf entgegen.
In allen Kirchen die wir besuchten, war heute Weihnachtsgottesdienst u. in den Gassen Markt.
Nach dem Besuch des Coca-Museums, wo alles vom Anbau bis zum fertigen Produkt erklärt wird (auch auf Deutsch) schauten wir noch am Hexenmarkt vorbei. Hier werden geheimnisvolle Pülverchen u. Mittel gegen aller Art von Krankheiten u. bösen Geistern verkauft. Es hängen auch überall Embryos von Lamas herum. Sie werden beim Hausbau in alle 4 Ecken eingemauert u. sollen den Bewohnern Glück bringen.
Gerhard buchte für morgen eine Downhill-Mountainbike-Tour. 60 km bergab auf der gefährlichsten Straße der Welt. Ich werde als Begleitperson im Auto mitfahren. 
 
25.12.06, La Paz - Coroico u. retour
Um 7,30 h wurden wir abgeholt. Zuerst ging es 27 km hoch bis zum Pass "La Cumbre", 4.650 m. Kurz vorher passierten wir einen Polizei Checkpoint, wo jedes Fahrzeug mit dem Ziel Coroico registriert wurde, für den Fall, dass man unterwegs verloren geht.
Zeitweise herrschte starker Nebel, sodass wir die Schönheit der Cordillera Real erst auf der Rückfahrt bewundern konnten.
Auf der Passhöhe wurden die Bikes ausgeladen u. die Regenkleidung (Hose u. Jacke) gelbe Schutzweste, Helm u. Handschuhe ausgeteilt. Neben Gerhard war noch ein 21-jaehr. Brasilianer mit dem Guide unterwegs. Nach einem kurzen Briefing ging es auch schon los.
Die Strecke La Cumbre - Chusquipata ist asphaltiert u. gut ausgebaut. So konnte sich Gerhard gut an das voll gefederte Downhill-Bike mit Scheibenbremsen gewöhnen u. es auch einmal richtig laufen lassen. Einige Lkws wurden überholt u. der Kleinbus mit mir war immer hinterher.
Nach einer halben Stunde kam ein Tunnel, der von den Bikern rechts umfahren wurde, da hier im Vorjahr ein Guide gestorben ist, als er frontal in ein unbeleuchtetes Polizeiauto fuhr.
Kurze Zeit später kam ein weiterer Polizei Checkpoint, wo die Biker die Räder durchschieben mussten. Nun folgte ein Abschnitt mit einem kleinen Anstieg (ca. 3 km). Der Brasilianer war die Höhe nicht gewohnt, bekam keine Luft u. stieg ins Auto. Der 21-jaehrige Guide wollte hier Gerhard einmal testen u. musste schlussendlich klein beigeben. Oben gab es dann einen kleinen Snack, damit der Guide Zeit hatte sich zu erholen.
Nach einer guten Stunde war das nächste Zwischenziel der Beginn des "Camiono de la Muerte", der berüchtigten Strasse des Todes erreicht. Es gab wieder ein kurzes Briefing, denn ab hier herrscht Linksverkehr. Die bergauf fahrenden Fahrzeuge haben Vorrang u. dürfen an der Hangseite fahren.
Zum Nebel kam nun auch noch leichter Regen dazu u. machte die Schotterpiste ziemlich rutschig. Nach kurzer Fahrt hob sich der Nebel u. gab einen ersten Blick auf die imposante Schlucht u. die gegenüberliegenden Berge mit unzähligen gewaltigen Wasserfälle frei. Die Schlucht mit ihren nahezu senkrechten, dicht bewachsenen Felswänden ist hier locker 500 m tief u. mit Bäumen, Büschen u. Farnen zugewachsen. Gerhard bekam von dem allen nichts mit, da er voll konzentriert fahren musste. Ich hatte die Hose gestrichen voll u. konzentrierte mich auf die grandiose Landschaft, um ja nicht auf die extrem schmale, zeitweise ins Nichts führende Straße schauen zu müssen.
Nach kurzer Zeit hörte der Regen auf u. der Nebel war ganz verschwunden. Fast in jeder Kurve stehen Kreuze am Straßenrand u. da wo besonders viele Fahrzeuge abstürzen hielt der Guide immer an. Pro Jahr sterben auf diesem Straßenstück 100 Menschen u. 3 davon sind Mountainbiker! Vor kurzem ist ein 20-jaehr. Deutscher abgestürzt. Die Kurven sind überhaupt nicht gesichert, es gibt überhaupt keine Leitplanken u. an einigen Stellen ist der Straßenrand bereits soweit abgebrochen, dass die Fahrspur fließend in die Abbruchkante übergeht. Es ist nicht vorstellbar, dass hier noch LKWs u. Busse fahren. Beim nächsten Halt zeigte uns der Guide die Reste eines erst heuer abgestürzten LKWs, bei dem 5 Menschen ums Leben kamen. Glücklicherweise war heute Feiertag, sodass uns bei der Abfahrt kein einziges Auto entgegen kam. Einige besonders gefährliche Kurven haben sogar Spitznahmen, so z.B. wird eine Kehre, wo ein Bus mit einer Folkloregruppe abstürzte, "Zentralfriedhof" genannt - schon etwas makaber.
Am Ende des gefährlichsten Abschnittes der Death Road stürzen an mehreren Stellen, aus einer nahezu senkrechten Felswand, Wasserfälle direkt auf u. über die Strasse.
Im unteren Abschnitt wurde die Strasse etwas breiter - lediglich einige Flußläufe waren zu durchqueren. Der Guide ließ es wieder etwas schneller laufen, worauf Gerhard gleich 2 Hinterrad-Defekte hatte.
Als wir bereits in einiger Entfernung, das auf einem Bergrücken liegende Dorf Coroico sahen, gab es noch einmal eine kleine Jause.
In der Zwischenzeit hatte es so um die 25 Grad u. die Sonne brannte vom Himmel. Auch die Vegetation hatte sich wieder geändert. Umgeben von trop. Dschungel fuhren wir an Bananen- u. Kaffeeplantagen vorbei. Auf über 3.500 m Höhenunterschied haben wir fast alle Klima- u. Vegetationszonen Südamerikas durchquert.
Nach 3,5 Std. Downhill inkl. kurzen Pausen erreichten wir am tiefsten Punkt (1.300 m) der Tour das Dorf Yolosa.
Während die Räder verladen wurden, stießen wir mit einem Bier auf die unfallfreie Fahrt an. Anschließend ging es mit dem Auto 15 Min. hoch nach Coroico. In einem 4-Stern Hotel, inmitten von Bananenstauden, trop. Pflanzen u. Orchideen, wurde uns noch ein T-Shirt überreicht u. ein Zimmer zum Duschen zugeteilt. Wir hatten 1 Std. Zeit zum Schwimmen im Hotelpool, bevor wir uns am Mittagsbuffet labten.
Nach dem Essen ging es dieselbe Strecke wieder zurück. Gerhard sah erst jetzt was er bei der Abfahrt alles nicht gesehen hatte u. als passiver Beifahrer hatte auch er die Hose voll.
Ich bin froh, dass ich mitgefahren bin (diese gefährliche Strecke wollte ich zuerst auf keinen Fall fahren) denn die Landschaft war so überwältigend dass ich sie nie vergessen werde.
 
26.12.06, La Paz - Arica, heiß, ca. 28 Grad
Um nicht dieselbe Strecke, die wir gekommen sind, nach Peru zurück zu reisen, haben wir uns kurzfristig entschlossen, den Weg über Chile zu nehmen. Der Bus fuhr bereits um 6 h ab u. beinahe hätten wir verschlafen. Gerhard stellte nämlich den Wecker um 1 Std. zu spät, zum Glück aber den Alarm auf meiner Uhr richtig. Auf dem Weg zum Busbahnhof fühlten wir uns nicht ganz wohl, da es noch dunkel war, aber es ist alles gut gegangen. Vor dem Busterminal schliefen in einer Ecke, vor noch geschlossenen Marktständen, an die Hundert Obdachlose, Körper an Körper, mit Decken u. Plastikplanen zugedeckt. Es waren auch viele Kinder darunter - ein trauriger Anblick.
Der Bus war von einer chilenischen Firma, ziemlich neu u. sehr komfortabel. Unterwegs bekamen wir Fruehstueck u. Mittagessen serviert.
Die Grenze zu Chile liegt auf 4.500 m u. befindet sich inmitten eines Nationalparks. Die umliegenden Vulkankegel waren mit Schnee bedeckt u. in einer großen Lagune direkt an der Grenze, gab es unzählige Flamingos.
2 Std. später erreichten wir Arica, ein kleines Städtchen direkt am Meer. Vor dem Busbahnhof sprach uns ein Zimmervermieter an u. da sein Haus nur 150 m entfernt war, hatten wir rasch ein Zimmer. Da der Geldautomat am Busbahnhof keine Pesos ausspuckte (aus welchen Gründen auch immer) spazierten wir ins Zentrum u. tauschten unsere letzten, übrig gebliebenen Euros.
Die Stadt ist äußerst gepflegt u. hat eine große Fußgängerzone, aber keine touristischen Sehenswürdigkeiten. Es sieht alles ein bisschen wie in Nordamerika aus; ein krasser Gegensatz zu Bolivien!
Am Nachmittag hatten wir zum ersten Mal in diesem Urlaub Zeit zum Faulenzen u. verbrachten ihn am Strand mit Schwimmen u. Herumliegen. Am Strand war richtig was los u. das Wasser hatte mind. 23 Grad.

 
27.12.06, Arica - Arequipa, 2353 m, 476 km Bus, sonnig
Unser Zimmervermieter hat uns empfohlen, nicht den Direktbus nach Arequipa zu nehmen, da dieser sehr teuer sei. So sind wir um 8 h mit dem chilen. Bus bis Tacna (156 km) gefahren u. von da mit einem peruanischen Bus. Es hat super geklappt, nicht einmal die Hälfte gekostet u. wir hatten auch gleich Anschluss. Die ganze Strecke verlief durch eine wüstenähnliche u. vegetationslose Landschaft. Zwischendurch gab es vereinzelt einige grüne Oasen, wo sogar Reis angebaut wurde.
Um 15 h erreichten wir Arequipa, mit 890.000 Ew. die zweitgrößte Stadt Perus. Sie wird die Stadt des "ewigen Frühlings" genannt. Angeblich scheint hier 300 Tage im Jahr die Sonne; sie ist nur 75 km Luftlinie vom Meer entfernt. Durch die Nähe aktiver Vulkane werden in der Stadt täglich bis zu 12 Erdbeben in unterschiedlicher Stärke registriert.
Für morgen haben wir eine 2-taegige Tour in den "Colca-Canyon" gebucht, der einer der attraktivsten Natursehenswürdigkeiten Perus ist.

 

28.12.06, Arequipa - Chavay, 3.633 m, 160 km
Kurz nach 5 h war es mit der Nachtruhe vorbei. Ein verrückter Busfahrer hat die ganze Straße entlang gehupt u. uns geweckt.
Wir waren um 7,30 h die Ersten, die von einem Kleinbus eingesammelt wurden. Danach holten wir eine span. Pärchen, dann zwei irische Mädchen u. zum Schluß eine franz. Familie mit 3 Kindern ab.
Am Stadtrand gab es den nächsten Halt. In einem kleinen Laden sollten wir uns dann noch mit Getränken, Coca-Blättern u. Süßigkeiten eindecken.
Die Straße führte ständig bergauf, entlang des Vulkans "Chanchani", bis wir die Paßhöhe auf 4.900 m ereichten. Hier hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die umliegenden schneebedeckten Vulkane. Auf der Hochebene mit dem typ. Andengras weideten unzählige Alpakas, Vucunas u. Lamas. Wir sahen also 3 von 4 in Südamerika vorkommenden Kleinkamelarten. Auch sahen wir Andenkaninchen (Viscachas), die wir in der Atacamawüste nicht gefunden hatten. Vom Pass ging es auf halsbrecherischen Serpentinen hinunter in das kleine Dorf Chivay, das bereits im Colca-Tal liegt.
Zum Mittagessen bracht man uns in ein überteuertes Touristenrestaurant, wo wir jedoch am Buffet nichts fanden was uns mundete. Wir gingen daraufhin in die 200 m weit entfernte Markthalle u. aßen mit den Einheimischen.
Am Rückweg begann es stark zu hageln u. trotz 26 Grad blieb der Hagel teilweise liegen. 1 Stunde später zeigten uns Kinder einen kleinen Schneemann aus Hagelkörnern.
Am Weg dahin entdeckten wir auch unser Hotel, das direkt am Hauptplatz liegt.
Nach einer 2-stuendigen Mittagspause wurden wir wieder abgeholt u. zu einer Thermalquell gebracht. Das Wasser kommt mit 96 Grad direkt aus dem Vulkan u. wird durch Becken, in denen Rohre mit kaltem Wasser verlaufen, auf 40 Grad abgekühlt. Es gab auch ein Dampfbad, wo das heiße Wasser direkt über Eukalyptuszweige fließt, was gut für die Atemwege sein soll. Hoffentlich hat es etwas genützt, da ich schon sei 6 Tagen starken Husten habe u. der Hustensaft nicht gewirkt hat. Während wir im heißen Wasser saßen, begann es zu regnen u. es hörte bis zum Abendessen nicht mehr auf. 

 
29.12.06, Chivay - Arequipa, sonnig, sehr warm
Der Colca-Canyon ist noch gewaltiger als der Grand Canyon in den USA u. gilt als tiefste Schlucht der Welt.
Tagwache war um 5 h, Abholung zu einem sehr, sehr einfachen Frühstück (die Marmelade wurde vor unsren Augen mit warmen Wasser verdünnt, ebenso den Papaya-Juice, den alle stehen ließen u. 2 Stk. hohle Semmeln; das einzig gute war der Coca-Tee) um 5,30 h.
Danach wollten wir die franz. Familie abholen, die im nächsten Dorf untergebracht war. Natürlich waren sie nicht fertig u. wir besichtigten inzwischen das Dorf Achoma. Dort mussten für uns Touristen eine kleine Gruppe Kinder in ihren Trachten schon um 6,15 h tanzen. Ebenso gab es jede Menge Souvenirstände u. die Frauen boten sich mit ihren geschmückten Lamas, Adlern u. Eulen zum Fotografieren an. Als unser Chauffeur dann mit den Franzosen nach 1/2 Std. endlich eintraf, wollten wir alle natürlich sofort weiterfahren. Doch die franz. Familie stieg seelenruhig aus dem Auto aus, sodass Gerhard leicht durchdrehte u. zum Streiten begann. Es herrschte dann etwas frostige Stimmung im Auto.
Nach einigen Stopps an Aussichtspunkten erreichten wir um 7,30 h den "Mirador Cruz del Condor" (dem Aussichtspunkt für Kondore). Hier ist die Schlucht 1.200 m tief u. unten fließt der Rio Colca, den man nur hören, aber mit freiem Auge nicht erkennen konnte.
Auf einer kurzen Wanderung beobachteten wir riesige Kolibris u. Andenkaninchen. Am Aussichtspunkt waren bereits viele Touristen u. warteten ebenfalls auf das Auftauchen des "Koenigs der Anden". Der Kondor hat eine Flügelspannweite bis 3,20 m u. wird bis zu 70 Jahre alt. Nach kurzem Warten zeigten sich die ersten Exemplare unter uns. Durch die thermischen Aufwinde gleiteten sie bald über unseren Köpfen hinweg; sie können bis in 5.000 m Höhe aufsteigen. Wir waren froh, dass wir ein Fernglas mithatten, denn so konnten wir das interessant Spektakel besser beobachten.
Auf der Rückfahrt machten wir wieder Mittagspause in Chivay, um anschließend nach Arequipa zurück zu fahren.
Wir quartierten uns in einem anderen Hostal ein (Zimmer mit Dachterrasse u. Blick über die ganze Stadt).
Den Abend ließen wir in einem vornehmen Restaurant in der Altstadt, bei Cuy (Meerschweinchen u. Cebiche (roher Fisch in Limettensaft) ausklingen.

 
30.12.06, Arequipa, sehr heiß, 27 Grad
Obwohl wir Zeit zum Ausschlafen hatten, weckte mich Gerhard schon um 6 h. Als die Kathedrale um 7 h geöffnet wurde, standen wir schon davor. Sie ist aus "Cillar"-Gestein (weißes vulkanisches Gestein) gebaut u. ist einzigartig für Peru.
Beim Frühstück auf dem Markt lasen wir in der Zeitung, dass gestern Nacht (21,30 h) ein Nachtbus, von einer der größten u. renommiertesten Firmen, nicht weit von hier, von 6 bewaffneten Männern überfallen u. alle 54 Passagiere ausgeraubt wurden. Im übrigen lesen wir fast täglich von einem Busunglück mit mehreren Toten.
Der anschließende Stadtrundgang beeindruckte uns sehr. Schon um 8 h Früh war es so heiß, dass wir versuchten, immer im Schatten zu gehen. Von vielen wird diese Stadt als die schönste Perus bezeichnet. Dieser Meinung können wir uns nur anschließen. Nicht nur die schönen kolonialen, restaurierten Häuser, sondern auch die vielen feinen u. exquisiten Restaurants, Cafe u. Bars würden uns zu einem längeren Aufenthalt verleiten. Doch schön langsam drängt die Zeit.
Da uns das Meerschweinchen gestern so gut schmeckte, aßen wir es heute zu Mittag gleich noch einmal in einem anderen Lokal.
Am Nachmittag besichtigten wir die Hauptattraktion der Stadt, das 400 Jahre alte Kloster "Santa Catalina". Es ist angelegt wie eine kleine Stadt u. ermöglichte den Nonnen ein selbständiges Leben. Der Eintrittspreis (13,-- Euro pro Person) hatte europ. Niveau; es hat sich aber durchaus gelohnt.
Gezwungenermaßen müssen wir heute noch einmal mit einem Nachtbus (diesmal der teuerste mit WC) fahren, da morgen sowie am 1.1. keine Busse verkehren, da Feiertag ist u. wir ansonsten nicht mehr rechtzeitig zu unserem Rückflug nach Lima kommen.

 
31.12.06, Arequipa - Nasca, Peru, 566 km Bus, 8,5 Std.
Der Bus war leider nicht so luxuriös wie erwartet u. der Fahrer fuhr auf der kurvigen Strecke unseres Erachtens viel zu schnell. Gerhard konnte vor lauter Angst bis 3 h Früh nicht schlafen. Wir kamen um 5,15 h, 45 Minuten zu Früh in Nasca an. Am Terminal warteten bereits 2 Mädchen, die lustigerweise das beide Hotel anboten u. sich preislich zu unterbieten versuchten.
Nasca ist ein 40.000 Ew. Stadt u. liegt in einem fruchtbaren Tal mit angenehmen Klima auf 620 m Höhe. Der Ort selbst besitzt keine Sehenswürdigkeiten, ist jedoch Ausgangspunkt zu einem der frühgeschichtlich interessanteste Punkte der Welt, zu den Nasca Geoglyphen.
Es handelt sich dabei um Bodenmarkierungen u. Zeichnungen, die 25 - 200 m groß sind u. etwa 200 v. Chr. bis etwa 800 n. Chr. entstanden sind. Die meisten Touristen besichtigen diese Tier- u. Menschenfiguren mit 3 - 16 sitzigen Flugzeugen. Aufgrund des diesigen Wetters u. unserer Flugangst in so kleinen wackeligen Propellermaschinen buchten wir einen Führer samt Auto, der uns zum 25 km nördlich der Stadt liegenden 11 m hohen Aussichtsturm brachte. Hier sahen wir zwar nur einen Teil der etwa 1000 geraden Linien u. über 30 großen Abbildungen, aber wir konnten einen guten Eindruck gewinnen.
Anschließend ging es zum 25 km südlich der Stadt liegenden Friedhof mit unzähligen Mumiengräbern der Nasca-Kultur. Knochen, Schädel u. Textilfetzen, die überall herumlagen wurden von Archäologen in freigesetzte Grabkammern gesetzt. Die Toten wurden in birnenförmigen Löchern zusammen mit bemalten Gefäßen bestattet u. durch den Wüstensand u. das extrem trockene Klima (es regnet nur insges. 2 Std. im Jahr) sind die Mumien so gut erhalten.
Beim Besuch einer kleinen Keramikfabrik wurde uns erklärt, wie die Tongefäße dieser alten Kultur nachgemacht u. bemalt werden.
Da Nasca nicht weit vom Meer entfernt ist, ließen wir uns zu Mittag ein leckeres Fischgericht schmecken. Anschließend mussten wir ein kurzes Schläfchen einlegen mit dem Effekt, dass wir nachher noch mehr gerädert waren als vorher. Die Silvesterfeier werden wir heute wohl nicht miterleben. 

 
1.1.07, Nasca - Ica, Peru - 140 km Bus, sehr heiß, 33 Grad
Wir sind schon um 22 h eingeschlafen u. haben Silvester verpaßt. Gerhard ist durch die Knallerei um Mitternacht kurz wach geworden.
Zum Glück konnten wir mit einer kleinen Buslinie in die 140 km entfernte Stadt Ica fahren. Es ging durch eine öde, wüstenähnliche Landschaft, die nur vereinzelt durch Oasen unterbrochen war. Kurz vor Ica begann das Wein-Hauptanbaugebiet Perus. Viele der 162.000 Ew. der Stadt arbeiten in der Weinproduktion.
Beim Bummel durch die Stadt (obwohl Feiertag ist haben viele Geschäfte geöffnet) entdeckten wir am Markt einen Fischstand, der div. Fische u. Meeresfrüchte frisch zubereitet anbot. Es herrschte so großes Gedränge, dass Gerhard nur im Stehen essen konnte. Die von uns gewählten Speisen schmeckten ausgezeichnet.
Am Nachmittag fuhren wir mit einem hier weit verbreiteten, dreirädrigen Motortaxi zu der 6 km entfernten Oase "Huacachina". Sie liegt wie in einem Märchen aus 1001 Nacht, umgeben von bis zu 200 m hohen Sanddünen inmitten einer Wüste. In der Mitte befindet sich eine kleine Lagune, wo Einheimische badeten u. Tretboot fuhren. Es wurden auch Boards zum Sandboarding vermietet; Snowboarder haetten hier sicherlich ihren Spaß.
Obwohl wir uns aufgrund der unerträglichen Hitze fast nur im Schatten bewegten, holte ich mir einen Sonnenbrand!
Während Gerhard zum fotografieren eine Sanddüne hochkletterte, ließ ich mir inzwischen den besten Pisco-Sour bisher schmecken.
Da es hier in Ica keine Kirchen zu besichtigen gab, suchten wir uns am Hauptplatz, der in jeder Stadt ein gepflegter Park ist, ein schattiges Plätzchen u. beobachteten die Leute (Schuhputzer, Eisverkäufer, Geldwechsler u. die Fotografen). Es ist lustig anzusehen, wie die Fotografen die Paßbilder machen: der Kunde setzt sich auf ein Stockerl u. dahinter muss jemand ein weißes Tuch halten.
Wir hoffen, auch morgen die letzten 300 Kilometer bis zu unserem Start- u. Zielpunkt Lima gut zu überstehen.

 

2.1.07, Ica - Lima, 300 km Bus, sonnig, 27 Grad
Gestern am späten Nachmittag wollten wir noch in der Nähe des Marktes zu Abend essen. Ein Polizist (diesmal ein echter!) sprach uns an u. riet uns, die Gegend zu verlassen, da es hier sehr gefährlich sei. Er erklärte uns den Weg, damit wir immer an einem Kollegen vorbei kommen; was auch stimmte. An der nächsten Ecke wurden wir wieder weiter gewiesen. Wir empfanden es in der Stadt nicht als gefährlich u. waren sehr überrascht da es erst 17 h u. viele Leute auf der Straße waren. Auch wird es erst kurz vor 19 h dunkel. Trotzdem folgten wir seinem Rat u. gingen zügig zurück ins Hotel.
Wie es fast in jedem Hotel üblich ist, war auch hier um 6 h Früh der Lärm so groß, dass an Schlafen nicht mehr zu denken war. Daher fuhren wir bereits um 7,30 h mit dem Bus nach Lima. Obwohl es an und für sich eine gute Buslinie war, war der Bus nicht gerade in bestem Zustand. 2 x verloren wir auf der geraden Straße die Klappe des Gepäckfaches (1,5 x 1 m!).
Zuerst fuhren wir durch riesiges Weinbaugebiet, Erdbeerplantagen u. Baumwollfelder, bis sich die Landschaft wieder in trostlose, eintönige Wüste änderte.
Vom Busbahnhof in Lima fuhren wir mit dem Taxi nach "Miraflores", ein modernes u. belebtes Stadtviertel. Den Rest des Tages bummelten wir durch moderne Einkaufszentren. Eines der schönsten Einkaufs- u. Restaurantzentren ist direkt an die Steilküste gebaut u. man hatte einen wunderschönen Ausblick auf den Pazifik.
 

3.1.07, Lima, 27 Grad
Der Rundgang durch die Altstadt war recht anstrengend. Es gab wieder jede Menge Kirchen zu besichtigen. Zum Glück hatten sie von 12 - 16 h geschlossen, sodaß ich mir einige ersparte. Die kolonialen Bauten sind teilweise sehr gut restauriert u. besonders der Plaza Mayor hinterläßt einen bleibenden Eindruck.
Bevor wir in unser Hotel nach Miraflores (die Altstadt ist ca. 10 km entfernt) aßen wir zum Abschluss noch einmal ein köstliches "Cebiche mixto" (gem. rohe Meeresfrüchte u. Fisch) u. tranken "Chincha morada" (Saft aus rotem Mais.
Wenn wir jetzt noch heil zum Flughafen kommen war es eine schöne u. interessante Reise. Wir haben uns immer sicher gefühlt, außer beim Überqueren der Straßen!